Ole Lynggaard – faszinierende Schmuckherstellung von Hand

Wie entsteht ein neues Schmuckstück der Manufaktur Ole Lynggaard? In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Schritte von der ersten Skizze bis zur detailreichen Fertigstellung von Hand notwendig sind, die die Stücke der dänischen Manufaktur so besonders macht. Viel Spaß beim Lesen!

Die Idee ist geboren, eine Skizze wird angefertigt

Ole Lynggaard bespricht die von Hand gefertigten Bleistiftskizzen von neuen Schmuckstücken mit seinem Goldschmiedemeister. Er überprüfte mit ihm die Machbarkeit und Wirkung des Entwurfes, kontrollierte die Einfassung der Edelsteine, änderte die Zeichnung, passte sie erneut an und wiederholte den Vorgang so oft, bis alles für ihn stimmt. Ole Lynggaard nimmt sich viel Zeit für seine Entwürfe und präsentiert sie erst, wenn sie sich für ihn richtig anfühlen, nicht wenn aus Sicht des Marktes der ideale Zeitpunkt dafür wäre. Einen kreativen Gedanken in ein diffiziles Kunstwerk zu verwandeln ist ein zeitaufwendiger Prozess, so bleiben manche Ideen und Entwürfe zunächst ein Traum, landen in der Schublade und warten, bis die Zeit reif für eine Umsetzung ist. In der dänischen Schmuckmanufaktur werden Gold und Silber traditionell gegossen. Dafür wird das Edelmetall erhitzt und in flüssigem Zustand in die gewünschte Form gebracht. Bevor diese Schritte in der Produktion von Schmuck erfolgen können, braucht es zahlreiche zeitraubende Vorarbeiten.

Anfertigung einer Skizze

Aus der Skizze entsteht ein Wachsmodell

Ole Lynggaard formte für ein Schmuckstück der Kollektion Snakes eine Urschlange aus Wachs. Um diese Schlange reproduzieren zu können, fertigen die Goldschmiede zunächst eine Negativform aus Naturkautschuk. Dafür betten sie die Wachsfigur in einen Block mit Kautschukplatten ein und vulkanisieren das Gummi unter Druck und Hitze. Die dabei entstandene Gummiform dient als Grundlage für die Herstellung weiterer Wachsschlangen.

Im nächsten Arbeitsgang spritzen die Goldschmiede über einen Gusskanal Wachs mit Druck in die Hohlform ein, dadurch entsteht eine Kopie der Urschlange. Dieser Vorgang lässt sich beliebig wiederholen. Nach kurzer Trocknungszeit lässt sich das Wachsmodell entfernen und an einen Wachsbaum ansetzen.

Um nicht jede Form einzeln gießen zu müssen, nutzen die Goldschmiede den Wachsbaum. Dies ist eine Wachsstange, an die die Handwerker die einzelnen Wachsmodelle anheften, um sie in einem einzigen Arbeitsschritt zu gießen.

Anschließend setzen die Goldschmiede den fertigen Wachsbaum in eine zylinderförmige Stahlküvette ein und füllen eine flüssige hitzebeständige Einbettmasse auf Gipsbasis hinzu. Mit Vakuum und Vibration entlüften die dänischen Kunsthandwerker die Küvette, um Luftbläschen in der Form zu verhindern. Dann wandert die Küvette in den Ofen und wird über Nacht bei etwa 730 °C gebrannt. Das Wachs schmilzt und erneut erhalten die Goldschmiede eine Negativform.

Bearbeitung Wachsmodell von Schmuckstück

Vom Wachsmodell zum Guss

Im nächsten Arbeitsschritt erfolgt das eigentliche Gießen des Edelmetalls. Dafür wiegen die Experten das Goldgranulat ab und schmelzen das Metall in einem Spezialbehälter im Ofen. Gold schmilzt etwa bei 1063 °C, Silber bereits bei 961 °C. Die heiße Küvette wird im Wasserbad auf etwa 600 °C abgekühlt und die flüssige Goldlegierung eingefüllt. Dieser Arbeitsgang setzt viel Wissen und Erfahrung der Goldschmiede voraus. Nach dem Abkühlen entnehmen die Kunsthandwerker den Schlangenbaum aus der Küvette, reinigen ihn von der Einbettmasse trennen die einzelnen Schlangen davon ab. Der erste Schritt des Produktionsprozesses Schmuck ist erfolgt, fantastische Ringe, Ohrringe, Anhänger und Armreifen entstehen aus den unscheinbaren Goldkügelchen.

Das Goldschmiede-Team von Ole Lynggaard

Die Kunst der Oberflächenbearbeitung

Nach dem aufwendigen Gießvorgang beginnen die Goldschmiede mit der liebevollen Weiterverarbeitung. Sie klemmen die Lupe ins Auge, biegen, sägen, schleifen, löten, polieren und bringen das Gold mit viel Hingabe und Feingefühl in Form. Je nach Kollektion bestehen die kostbaren Teile aus winzigen Stücken, die die Handwerker akribisch mit ruhiger Hand zusammensetzen.

Die Oberflächenbearbeitung des Goldes ist eine besondere Kunst. Je nach Schmuckstück wird sie satiniert, gebürstet, gehämmert oder poliert. Bei der Snakes Kollektion ritzen die Goldschmiede unter der Lupe sehr feine Rillen in die Oberfläche. Durch das Satinieren entsteht ein matter, eleganter Kontrast zu den lebendigen Diamanten und Edelsteinen. Die filigranen Vertiefungen verleihen den Schlangen eine beeindruckende Maserung, lassen ihre Haut plastisch erscheinen.

Das Oberflächenfinish ist ein äußerst feinfühliger Prozess, der genaues Augenmaß erfordert. Je nach Kollektion besitzen die Schmuckstücke matte oder glänzende Oberflächen, so ist die Nature Kollektion in beiden Varianten erhältlich. Filzscheiben, Bürsten und Schleifpasten sorgen für eine glänzende, polierte Oberfläche, während eine matte und gebürstete Beschaffenheit durch den Einsatz von rauen Drahtbürsten erfolgt. Mit sorgfältigen Hammerschlägen erzielen die Goldschmiede eine unregelmäßige Oberfläche. Die Fassungen der Dew Drops Kollektion zeigen eine fein gehämmerte Struktur, an der die Edelsteine wie Tautropfen hängen.

Die Oberfläche wird von Hand graviert

Das Einsetzen von Edelsteinen & Diamanten

Gemmologie – Edelsteinkunde – ist eine Wissenschaft für sich, sie beschäftigt sich als Teilgebiet der Mineralogie ausschließlich mit den Schmucksteinen. Als ausgebildete Goldschmiede kennen die beiden Designer Ole und Charlotte Lynggaard die Edelsteine vom weichen Bernstein bis hin zum steinharten Turmalin. Beide sind ständig auf der Suche nach ganz besonderen, natürlichen Steinen in unwiderstehlichen Tönen.

Die Einkäufer von Ole Lynggaard verlesen die wertvollen Schmucksteine von Hand. Sie überprüfen jeden einzelnen Schmuckstein auf seine Vollkommenheit, nur einwandfreie Stücke, die den Maßen und der Qualitätsanforderung entsprechen, finden den Weg in die Manufaktur.
Die Lotuskollektion von Charlotte Lynggaard enthält Schmucksteine im Cabochon-Schliff. Dieser Glattschliff verleiht den Edelsteinen einen eigenen lebendigen Ausdruck, von undurchsichtig, durchscheinend bis glamourös glitzernd. Ole Lynggaard wählte für die Edelsteine seiner Schlangenkollektion ebenfalls den auf der Unterseite flachen Rundschliff.

Vor dem Einsetzen der Edelsteine setzt Ole Lynggaard in der Manufaktur seine Lesebrille auf, kontrolliert jede einzelne gegossene und bearbeitete Schlange sehr genau. Mit der Zange biegt er mit viel Feingefühl den Armreif oder den Schlangenring zurecht und kontrolliert, ob der Edelstein in die Form passt. Voller Hingabe und tief konzentriert justiert er die Goldschlange nach und prüft das Ergebnis erneut.

Ring Snakes von Ole Lynggaard

 

Das Fassen von Diamanten ist die Königsdisziplin der Schmuckherstellung. Die Juwelenfasser von Ole Lynggaard verstehen ihr Handwerk, gekonnt setzen sie die wertvollen Steine mit unendlicher Geduld von Hand ein. Dabei kommt es auf die exakte Platzierung der einzelnen Diamanten an. Diese Arbeit kontrollieren die Goldschmiede nicht nur mit der Lupe, sondern unterm Mikroskop. Jeder einzelne Stein muss einwandfrei im Schmuckstück sitzen.Charlotte Lynggaard bevorzugt viele kleine Diamanten, um ihren Schmuckstücken besondere Highlights zu verleihen. Ihre Kollektion Shooting Stars mit den Zirkussternen, die Charms der Reihe Sweet Drops oder die Lotus-Kollektion spiegeln ihre Liebe zu den Kleinoden wider.

Teils halten klassische Krappen die Brillanten, teils umrahmt eine modernere Zargenfassung die Steine. Dabei tragen die Goldschmiede eine beträchtliche Verantwortung, kosten die kleinen Steine doch ein Vermögen. Um den herrlichen Kreaturen der Snake Kollektion Leben einzuhauchen, setzte Ole Lynggaard seinen Schlangenköpfen funkelnde Diamanten als Augen ein.

 

Qualitätskontrolle & Punzierung

Jedes Schmuckstück unterliegt der Qualitätskontrolle. In einem letzten Arbeitsgang überprüfen die Goldschmiedemeister ihre Werke. Kein Ring, Collier, Armschmuck oder Ohrschmuck verlässt die Kopenhagener Manufaktur, ohne makellos zu sein. Zum Abschluss punzieren die Kunsthandwerker jedes Teil von Hand. Die Punze ist ein Stempel zur Prägung von Gold, Silber und Platin, sie gibt den Feingehalt des verwendeten Edelmetalls wieder.

Ein fertiges Schmuckstück wird vom Goldschmied kontrolliert

 

Copyright Fotos & Screenshots: Ole Lynggaard

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